Market Making, STP, ECN, DMA: Marktmodelle erklärt

Dem Handel mit CFDs und Devisen über Broker können ganz unterschiedliche Marktmodelle zugrunde liegen. Dieser Beitrag erläutert die wesentlichen Unterschiede zwischen Market Making, STP, ECN und DMA.

Market Making

Market Making ist im CFD- und FX Handel sehr häufig anzutreffen. Bei diesem Modell stellt der Broker fortlaufend An- und Verkaufskurse. Der Broker macht den Markt und ist aus Sicht des Trainers letztlich auch der Markt. Die Order eines Kunden gelangt ausschließlich in die Bücher des Brokers und wird dort zu dessen Kursen ausgeführt. Eine Weiterleitung an reguläre Börsenplätze oder andere Marktteilnehmer findet nicht statt.

Market Making wird häufig mit Interessenkonflikten in Verbindung gebracht. Gegner dieses Marktmodells argumentieren, dass die Verluste der Kunden den Gewinnen des Brokers entsprechen. Dies ist auf den ersten Blick tatsächlich der Fall, da der Broker bei allen Trades die Gegenpartei darstellt.

In der Praxis können solche Interessenkonflikte allerdings durchaus beigelegt werden. Die Lösung: Der Market Maker engagiert sich wirtschaftlich nicht selbst gegen die Kunden, indem er überhängende Nettopositionen am Finanzmarkt absichert.

Was bedeutet dies? Dazu ein vereinfachtes Fallbeispiel. Bei einem fiktiven Market Maker handeln ausschließlich zwei Kunden. Beide Kunden handeln ausschließlich CFDs auf den DAX. Kunde A eröffnet eine Longposition, Kunde B zeitgleich eine Shortposition. Zu diesem Zeitpunkt notiert der Market Maker den DAX Kurs mit 10.000 zu 10.002 Punkten.

Was bedeutet dies aus Sicht des Market Makers? Kunde A hat eine Longposition zum Briefkurs von 10.002 Punkten eröffnet. Diese wird Sekundenbruchteile nach der Eröffnung zum Geldkurs von 10.000 Punkten bewertet. Der Marketmaker hat also zwei Punkte gewonnen. Kunde B hat die Shortposition zu 10.000 Punkten eröffnet. Die Position wird nunmehr mit 10.002 Punkten bewertet. Auch hier gewinnt der Broker also 2 Punkte.

Ansonsten passiert aus Sicht des Market Makers in diesem Beispiel: Nichts. Der Grund: Die Positionen der Kunden neutralisieren sich gegenseitig. Steigt der DAX auf 10.500 Punkte, schuldet der Broker Kunde A 500 Punkte. Gleichzeitig schuldet Kunde B dem Broker 500 Punkte. Forderungen und Verbindlichkeiten des Brokers aus seinen Kundenverträgen gleichen sich also vollständig aus.

Dieser vollständige Ausgleich setzt voraus, dass die Kunden des Market Makers stets in allen Märkten Long- und Shortpositionen in identischem Umfang eröffnen. Dies ist in der Praxis so natürlich nicht gegeben. Eröffnen mehr Kunden eine Longposition als umgekehrt eine Shortposition, ist der Broker netto short investiert. Der Broker würde bei steigenden Kursen verlieren und bei fallenden Notierungen gewinnen.

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Dieses wirtschaftliche Engagement kann der Broker durch Absicherungsmaßnahmen am Finanzmarkt vollständig neutralisieren.

Market Maker verdienen Geld vorwiegend durch Spritz und Finanzierungskosten. Zusätzliche Kommission sind möglich, aber nicht besonders verbreitet.

Die Abbildung unten zeigt Kursnotierungen beim Market Maker CFD Broker Plus500.

Market Making, STP, ECN, DMA: Marktmodelle erklärt screenshot 1

Quelle: Plus500. Preise sind illustrative

Designated Sponsors: Market Making gibt es auch an der Börse

Gut zu wissen: Die Bereitstellung von Liquidität für einen Marktplatz durch bestimmte Akteure ist kein Alleinstellungsmerkmal außerbörslicher Handelsplätze. Auch an regulären Börsen kommt dieses Prinzip zum Einsatz. Die Deutsche Börse greift dafür auf sogenannte Designated Sponsors zurück. Dies sind Xetra Handelsteilnehmer, die sich zur Quotierung verbindlicher Preise für Wertpapiere verpflichten und dadurch Liquidität sicherstellen. Aus Sicht anderer Marktteilnehmer erhöht sich dadurch die Ausführungswahrscheinlichkeit, wodurch der Markt an Attraktivität gewinnt.

Market Making, STP, ECN, DMA: Marktmodelle erklärt screenshot 2

Quelle: Xetra.com

Direct Market Access (DMA)

Einige CFD Broker bieten ihren Kunden Direct Market Access (DMA) an. Dies bedeutet, dass Kunden direkt an einem bestimmten Handelsplatz handeln können. Dabei kann es sich zum Beispiel um eine regulierte Börse oder einen außerbörslichen Handelsplatz handeln. Viele DMA Broker lassen ihre Kunden auch die Wahl zwischen verschiedenen Handelsplätzen.

Ein CFD Trade ist stets ein Vertrag zwischen einem Broker und einem Kunden. Was hat ein externer Handelsplatz damit zu tun? Bei DMA in Reinform tätigt der Broker im Auftrag seines Kunden eine Order an der Börse. Dieser Order ist dort auch im Orderbuch zu sehen. Bis zu diesem Punkt handelt ein DMA Broker somit wie ein Wertpapierbroker. Danach allerdings liefert der DMA Broker das Wertpapier nicht in das Depot des Kunden. Stattdessen erstellt der DMA Broker einen CFD zwischen sich selbst und dem Kunden. Über diesen werden Kursveränderungen ausgeglichen.

Die Qualität von DMA Trading steht und fällt mit der Auswahl der Handelsplätze. Kann ein Trader CFD Trades direkt in die Orderbücher der großen Börsen platzieren lassen, ist dies im Hinblick auf Liquidität und Transparenz ein Vorteil.

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Straight Through Processing (STP)

Straight Through Processing (STP) ist eine im FX Handel verbreitete Variante außerbörslichen Handels. Das Prinzip: Die Kundenorders werden durch den Broker direkt an einen Liquiditätspool geleitet.

Bei echtem STP Trading ohne Markups leitet der Broker die Orders direkt ohne Aggregation durch und lässt die Aufträge der Kunden zu den Originalkursen des Liquiditätspools ausführen. Der Broker nimmt in diesem Fall keine Änderungen an den Kursen der Liquiditätsprovider vor. Geld verdienen STP Broker bei diesem Marktmodell ausschließlich durch Kommissionen.

In einer anderen Variante nimmt der Broker Markups auf die Spreads des Liquiditätspools vor. Dies entspricht einer Änderung der Poolkurse durch den Broker. Handelt es sich um fixe Markups, ist dies noch relativ unproblematisch. Allerdings besteht die stets die Gefahr, dass der Broker Preis- und Ausführungsfilter einsetzt und „optimierte“ Markups einsetzt.

STP Trading ohne Markups gilt als frei von Interessenkonflikten und wird deshalb von vielen Tradern bevorzugt. Tatsächlich ist aber ein Blick auf die Zusammensetzung und Struktur des Liquiditätspools notwendig. Viele Broker bezeichnen sich selbst als STP Broker, leiten Kundenorders jedoch an einen „Pool“ mit nur einem einzigen Teilnehmer weiter. Dieser Teilnehmer fungiert dann de facto als Market Maker.

Gute STP Broker leiten Orders an einen Pool mit zahlreichen Teilnehmern und kompetitiver Struktur weiter. Die Mitglieder des Pools sollten um die Kundenorders konkurrieren und keine nicht zwingend benötigten Informationen (zum Beispiel zu Stop Loss Leveln) erhalten.

Die meisten STP Broker stellen ihren Kunden Informationen zur Markttiefe zur Verfügung. Ein Beispiel dafür ist in der Abbildung unten zu sehen.

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Quelle: cTrader

Electronic Communication Network (ECN)

Das Kürzel ist ECN steht für Electronic Communication Network. ECN Broker binden ihre Kunden an ein Handelsnetzwerk an. An dieses sind neben den Kunden auch Banken mit anderen Finanzmarktteilnehmern angeschlossen. Der wesentliche Unterschied zum STP Trading: Trader können untereinander (und im besten Fall zu 0,0 Pips Spread) handeln. Außerdem ist es möglich, Liquidität sowohl anzubieten als auch nachzufragen und Orders innerhalb des Spreads zu platzieren. ECN Broker verdienen Geld durch Kommissionen.

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Sonderfall Multilateral Trading Facility (MTF)

Multilaterale Handelssysteme (auch als Multilateral Trading Facility, kurz: MTF bezeichnet) sind eine Besonderheit. Es handelt sich vereinfacht gesagt um ein reguliertes ECN. Diese Handelssysteme müssen bestimmte regulatorische Anforderungen erfüllen, die im Börsengesetz festgehalten sind. Die Anforderungen betreffen zum Beispiel die Zulassung von Handelsteilnehmern, Regeln für die Kursermittlung, interne Kontrollverfahren sowie Vor- und Nachhandelstransparenz durch Aufsichtsbehörden wie die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Ein Beispiel für MTFs ist der britische Anbieter Turquoise.

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Quelle: www.lseg.com

Marktmodelle liegen nicht immer in Reinform vor

Die verschiedenen Marktmodelle müssen nicht zwingend in Reinform angewandt werden. Häufig sind in der Praxis hybride Modelle anzutreffen. So könnte ein STP Broker etwa Orders unterhalb einer festgelegten Größe selbst im Wege des Market Making ausführen und nur größere Orders an den Liquiditätspool weiterleiten. Ob dies aus Sicht des Brokers Sinn d macht, entscheiden nicht zuletzt die Verträge mit dem Liquiditätspool.

Manche STP Broker aggregieren kleinere Kundenorders und leiten diese gesammelt an die Liquiditätsprovider. Technisch gesehen handelt es sich dann auch nicht mehr um STP Trading in Reinform. Da allerdings insbesondere die großen Liquiditätsprovider nicht durchgängig Microlots und Minilots akzeptieren, müssen Anleger bei kleineren Orders mit einer solchen Praxis rechnen. Einzelne Broker verpflichten sich in ihren Geschäftsbedingungen, auf eine Aggregation von Orders zu verzichten.

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Übrigens: Nicht nur im Handel mit Derivaten wie CFDs kommen außerbörsliche Marktmodelle zum Einsatz – sondern zunehmend auch im Wertpapierhandel. Bei deutschen Onlinebrokern gibt es schon seit vielen Jahren außerbörsliche Handelsmöglichkeiten über externe Handelspartner wie z. B. Lang & Schwarz. Diese fungieren dann als Market Maker.

Neu auf den Markt tretende Broker gehen sogar noch einen Schritt weiter. Amerikanische Trading Apps etwa verkaufen den gesamten Orderflow ihrer Kunden an institutionelle Marktteilnehmer wie z. B. Hedgefonds.