Bollinger Bänder sind ein einfacher und zugleich mächtiger Indikator. Welche konkreten Trading Strategien lassen sich damit umsetzen? Wir nennen einige Beispiele.
Was sind Bollinger Bänder?
Bollinger Bänder verdanken ihre Bezeichnung ihrem Entwickler John Bollinger. Mittlerweile gehören die Bänder zu den bekanntesten technischen Indikatoren.
Bollinger Bänder bestehen aus drei Linien. Die mittlere Linie ist ein gleitender Durchschnitt. Typischerweise wird ein einfach gewichteter gleitender Durchschnitt mit einer Periodenlänge von n = 20 gewählt. Bei einem Tageschart erstreckt sich der Durchschnitt dann über die letzten 20 Tage.
Neben dem Durchschnitt gibt es zwei Bänder. Das obere Bollinger Band ergibt sich aus der Standardabweichung des Kurses und dem gleitenden Durchschnitt. Beide Werte werden addiert. Für das untere Bollinger Band wird der Wert des gleitenden Durchschnitts von der Standardabweichung des Kursverlaufs subtrahiert.
Die Abbildung unten zeigt die Anwendung von Bollinger Bändern auf den Kursverlauf des Deutschen Aktienindex (DAX). Wie gut zu sehen ist, ergibt die Fläche zwischen den Bändern eine Art Kanal. Allerdings ist die Breite dieses Kanals nicht konstant. Vielmehr neigen Bollinger Bänder dazu, sich in Abhängigkeit von der Marktvolatilität voneinander zu entfernen bzw. näher aneinander zu rücken.
Quelle: Tradesignalonline.com
Aufgrund der mathematischen Konstruktion von Bollinger Bändern bewegen sich 95 % der Kurse zwischen dem oberen und dem unteren Band. Der Ausbruch des Marktes nach oben oder nach unten aus dem Bereich zwischen den Bändern ist ein relativ seltenes Ereignis.
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Bollinger Bänder als Widerstand und Unterstützung
Bollinger Bänder können als Widerstand und Unterstützung betrachtet werden. Eine sehr einfach umzusetzende Strategie besteht darin, bei Kursen nahe am oberen Bollinger Band eine Shortposition zu eröffnen. Umgekehrt werden bei Kursen nahe am unteren Band Longpositionen eröffnet. Es geht hier darum, eine Gegenbewegung zum kurzfristig vorherrschenden Trend auszunutzen.
Dazu erneut ein Blick auf den DAX. Die Abbildung unten zeigt, dass der Markt im Sommer 2021 mehrfach in der Nähe des oberen oder unteren Bandes notierte, ohne es zu durchbrechen (!).
Quelle: Tradesignalonline.com
Im chronologisch ersten Fall hätte sich die Eröffnung einer Shortposition gelohnt. Wenige Tage später kam es zu einer deutlichen Abwärtsbewegung. In den chronologischen Fällen 2,3 und 4 war ebenfalls ein gewisses, wenngleich auch nur kurzfristiges Potenzial vorhanden. Hier verlief die nachfolgende Gegenbewegung allerdings nicht so klar, dass zwingend ein Gewinn möglich gewesen wäre.
Anders verhält es sich bei der chronologisch an fünfter Stelle auftretenden Situation. Hier kam es nach den Kursen in der Nähe des oberen Bands zu einem deutlichen Rückgang des Marktes von 15.800 bis auf 15.050 Punkte. Hier hätte eine Shortposition hohe Gewinne eingebracht. Auch in der letzten Situation kam es zu einem spürbaren Rückgang des Marktes, wenngleich dieser zwischenzeitlich unterbrochen und wahrscheinlich ausgestoppt worden wäre. In mindestens zwei von fünf Fällen hätte sich die Strategie jedoch ausgezahlt. Diese Quote reicht aus, da sich die Strategie mit einem engen Stop Loss kombinieren lässt. Das Stop Loss kann direkt über dem Einstiegskurs gesetzt werden.
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Tops und Böden als Zeichen der Trendwende
Bilden sich innerhalb der Bollinger Bänder Tops oder Böden heraus, gilt dies häufig als Signal für eine Trendwende. Trader können solche Tops und Böden somit als besonders signifikante Widerstands- und Unterstützungslevel betrachten. Die Abbildung zeigt wiederum den DAX und zwei Widerstandsniveaus in der Nähe der oberen Bänder. In beiden Situation kam es nach dem Abprallen am Widerstand zu einem deutlichen Kursrückgang.
Quelle: Tradesignalonline.com
Dasselbe lässt sich auch an der unteren Seite der Bänder erkennen. Getestete Widerstände und Unterstützungslevel innerhalb der Bollinger Bänder (gegebenenfalls auch knapp außerhalb der beiden Bänder) besitzen somit eine gewisse Signifikanz.
Bollinger Bänder und der gleitende Durchschnitt
Manche Strategien beziehen den gleitenden Durchschnitt innerhalb Bollinger Bänder als Signal mit ein. Ein Überschreiten des Durchschnitts soll dann ein Kauf-, ein Unterschreiten dementsprechend ein Verkaufssignal darstellen. Praktikabel ist diese Vorgehensweise ausschließlich mit weiteren Filtern, da es ansonsten zu einer zu großen Anzahl von Handelssignalen käme. Denkbar als Filter sind etwa Kurslücken, ein deutlich steigendes Volumen etc.
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Bollinger Bänder Breakoutsignal
Manche Trader betrachten das Über- oder Unterschreiten der Bollinger Bänder als Ausbruchsignal. Hier gilt es jedoch, mit Vorsicht zu agieren. Die Abbildung unten zeigt drei Situationen, in denen der Markt das untere Bollinger Band unterschritten hat. Wer diese Situation als Ausbruchssignal interpretiert, eröffnet in diesen drei Situationen eine Shortposition. Tatsächlich wäre dies in allen drei Fällen mit einem Verlust verbunden gewesen.
Quelle: Tradesignalonline.com
Die Interpretation eines Ausbruchs aus den Bollinger Bändern als Breakout Signal ist allenfalls dann gerechtfertigt, wenn sich die Bänder stark zusammengezogen haben und der Ausbruch als das Ende einer Phase niedriger Volatilität interpretiert wird. In der Literatur ist häufig zu lesen, dass ein Ausbruch weitere Marktbewegungen in Ausbruchsrichtung nach sich zieht. In der Praxis bestätigt sich dies jedoch häufig nicht. Trader müssen bei einer solchem Bollinger Bänder Strategie also zumindest mit einer relativ geringen Trefferquote kalkulieren.
Fazit
Bollinger Bänder sind ein beliebter und praktikabler Indikator. Fast jede Chartingsoftware ermöglicht den Einsatz von Bollinger Bändern. Kurse nahe am oberen bzw. unteren Rand können eine Korrektur signalisieren, von der Trader profitieren können. Besonders aussagekräftig erscheinen Tops und Böden innerhalb der Bänder. Wer den gleitenden Durchschnitt innerhalb der Bänder oder einen Ausbruch des Marktes aus den Bändern als Handelssignal betrachtet, sollte mit Bedacht vorgehen und zumindest zusätzliche Filter einsetzen.