Mit einem Musterdepot können Anleger ohne Risiko in den Börsenhandel einsteigen. Wir erklären, wo es ein kostenloses Musterdepot gibt und ob sich ein Vergleich verschiedener Anbieter lohnt.
Das Musterdepot für Strategietests
Ein Musterdepot ist ein virtuelles Portfolio. Das Portfolio existiert also nicht wirklich, sondern lediglich in der Theorie bzw. auf dem digitalen Papier. Anleger können diesem theoretischen Portfolio Wertpapiere hinzufügen und bestehende Wertpapiere entfernen – genauso wie bei einem echten Wertpapierdepot.
Musterdepots verfolgen unterschiedliche Ziele. Einsteiger können mit einem Musterdepot die Entwicklung an der Börse risikolos verfolgen und zunächst auf dem Papier Entscheidungen treffen. Es ist möglich, als aussichtsreich wahrgenommene Wertpapiere hinzuzufügen und deren Verlauf zu beobachten. Anfänger können so ein Gefühl dafür erhalten, wie sich Aktienkurse bewegen und wann sich der Einstieg in ein Wertpapier lohnen könnte.
Musterdepots gibt es bei diversen Anbietern. In einigen Details können sich die Angebote jedoch erheblich unterscheiden. Deshalb kann sich ein Musterdepot Vergleich anbieten. Wichtig: Ein gutes Musterdepot sollte so realistisch wie möglich sein.
Bei manchen Anbietern fügen Anleger lediglich Wertpapiere hinzu bzw. entfernen diese. Diese sehr einfachen Musterdepots sind eher Watchlisten. Ein echtes Musterdepot simuliert echten Handel. Das bedeutet, dass auch Gebühren und Steuern berücksichtigt werden. Wird eine Aktie hinzugefügt (gekauft), fallen somit Spesen an. Dasselbe beim Verkauf einer Aktie. Wird eine Aktie mit einem Gewinn verkauft, behält im echten Leben der Staat die Abgeltungsteuer ein. Ein gutes Musterdepot berücksichtigt dies.
Die Kurse im Musterdepot sollten den tatsächlichen Börsenkursen entsprechen. Dies ist in der Regel auch der Fall. Anleger können für jeden Wert im Depot sehen, wie sich dieser seit der Hereinnahme entwickelt hat. Anwender können im Musterdepot Aktien und andere Wertpapiere verwahren. Es ist zum Beispiel möglich, ergänzend zu Aktien auch Zertifikate, ETFs und Optionsscheine virtuell zu handeln.
Das Musterdepot sollte jedoch noch mehr können als nur den Handel simulieren. Sehr wichtig für den Mehrwert der Angebote sind Auswertungsfunktionen. Anwender sollten in der Lage sein, ihre erprobten Strategien so detailliert wie möglich zu analysieren. Beispiele für Kennzahlen, die verfügbar sein sollten:
- Gesamtperformance
- Performance Tag/Woche/Monat/Jahr
- Anteil profitabler Positionen
- Anteil Verlusttrades
- Durchschnittlicher Gewinn pro Gewinntrade
- Durchschnittlicher Verlust pro Verlusttrade
- Bezahlte Transaktionskosten und Steuern
Musterdepot anlegen und testen: So kann es gehen
Ein kostenloses Musterdepot ist in weniger als 1 Minute eröffnet. Oft müssen dazu nicht einmal persönliche Daten angegeben werden. Das Anlegen eines Accounts mit E-Mail-Adresse und Passwort genügt.
Viele Anleger wissen allerdings nicht, wie sie mit einem Musterdepot starten und ihr Wissen erweitern können. Dabei ist dies recht einfach. Im ersten Schritt wird eine Strategie festgelegt. Diese wird für einen bestimmten Zeitraum konsequent verfolgt.
Dabei spielt es keine Rolle, ob die Strategie in Eigenregie entwickelt oder aus anderen Quellen übernommen wurde. Ein Beispiel für eine solche Strategie ist das Kaufen jedes neuen Hochs. Diese Strategie könnte zum Beispiel auf alle Aktien im DAX, EuroStoxx50 und Dow Jones angewandt werden.
Das Prinzip: Sobald eine Aktie aus diesen Indices ein neues Hoch erreicht, wird die Aktie ins Musterdepot gelegt. Einsteiger werden recht schnell feststellen, dass diese Strategie nur begrenzte Erfolge verspricht. Deshalb wird die Strategie im zweiten Schritt verfeinert. Nun wird ein Filter hinzugefügt.
Es könnte sich zum Beispiel um einen Volatilitäts- und Volumenfilter handeln. Wie funktioniert dies? Ein neues Hoch wird fortan nur gezählt, wenn es mit einer großen Handelsspanne und einem steigenden Handelsvolumen der Aktie einhergeht. Das Resultat dieser Strategie wird nun schon ein Stück weit besser sein.
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Im dritten Schritt geht es darum, die Strategie zu optimieren. Dazu sind die Auswertungsfunktionen wichtig. Anwender können im Online Musterdepot idealerweise alle Transaktionen nachvollziehen. Dann heißt es, Stück für Stück zu analysieren.
Gibt es Verlusttrades, die mit einer Anpassung des Filters nicht aufgetreten wären? Wären zum Beispiel bestimmte Trades durch höhere Anforderungen an Handelsspanne und Handelsvolumen herausgefiltert worden? Falls ja, wird der Filter entsprechend angepasst.
Auch das Risikomanagement lässt sich im Musterdepot analysieren. Gute Musterdepots ermöglichen die Verwendung von Stop Loss Orders. Jeder Verlusttrade sollte deshalb mit einem Stop Loss beendet worden sein. Die wichtigste Frage: Hätte eine Veränderung des Stop Loss Abstandes zum Einstandskurs zu einer signifikant höheren Zahl von Gewinntrades geführt? Hätte umgekehrt ein engeres Stop Loss das Ergebnis verbessert?
Das ständige Testen von Strategien gehört zu den wichtigsten Aufgaben aktiver Trader. Erweist sich eine Strategie für einen bestimmten Zeitraum als solide, kann sie auch in der Realität umgesetzt werden.
Doch auch für Buy & Hold Investoren ist ein Musterdepot der richtige Einstieg. Das virtuelle Portfolio stellt einen engeren Bezug zum Börsengeschehen her. Wer eine Zeit lang das Geschehen an der Börse nicht abstrakt, sondern mit Bezug auf ein eigenes Portfolio beobachtet, lernt deutlich mehr.
WICHTIG: Wir führen keine Beratung durch und bieten keine Empfehlungen in Bezug auf Depot-Strategien an. Setzen Sie keine Strategie in einem Echtgelddepot um, ohne zuvor in einem Musterdepot ausgiebig getestet zu haben.
Wo gibt es ein Musterdepot?
Musterdepots gibt es bei zahlreichen Anbietern. Broker bieten ebenso ein Aktien Musterdepot kostenlos an wie Finanzdienste, Börsen- und Finanzzeitungen etc. Es gibt zum Beispiel ein "Börse aktuell" Musterdepot und ein "Börse Online" Musterdepot. Bei manchen Fondsgesellschaft lässt sich auch ein Fonds Musterdepot eröffnen.
Wird nichts anderes bekannt gegeben, laufen die Depots grundsätzlich für einen unbegrenzten Zeitraum. Je nach Anbieter kann hin und wieder ein Login erforderlich sein. Ohne Login wird der Account ansonsten irgendwann gelöscht. Meistens werden Anwender darüber jedoch rechtzeitig per E-Mail informiert.
Ein Tipp: Wer den Handel auf dem Papier etwas spannender gestalten möchte, kann an Börsenspielen teilnehmen. Hier gibt es neben einem (zeitlich befristeten) Musterdepot auch die Chance auf einen Gewinn. Börsenspiele gibt es fast ganzjährig von Banken, Brokern und anderen Anbietern.
Das Prinzip eines Börsenspiels: Teilnehmer können sich nach einer simplen Anmeldung ein Musterdepot einrichten lassen. Dieses läuft für einen bestimmten Zeitraum. Wer am Ende dieses Zeitraums die höchste virtuelle Performance vorweisen kann, ist der Gewinner des Wettbewerbs.
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Typischerweise gibt es einen Hauptgewinn für den Gesamtgewinner und kleinere Zwischengewinne für Wochengewinner. Nicht nur die Erstplatzierten, sondern auch andere Teilnehmer mit guten Platzierungen können Preise erhalten. Je nach Wettbewerb gibt es zum Beispiel Autos, Bargeldpreise, Zeitschriftenabos oder Ausbildungspakete.
Die Wettbewerbe bieten einen psychologischen Vorteil. Teilnehmer sind aufgrund der Preise und der Platzierungslogik motivierter als bei einem vollständig wettbewerbsfreien Musterdepot. Die Erfahrung zeigt: Wer einige Wochen lang das Geschehen auf dem Parkett aktiv verfolgt, entwickelt einen engeren Bezug und ein besseres Verständnis.
Noch ein Tipp: Bei manchen Börsenspielen erhält jeder Teilnehmer zwei Musterdepots. Wer eine hohe Platzierung erreichen möchte, kann ein Experiment wagen und ein Portfolio mit hoher Schwankung zusammenstellen. Dieses wird einmal mit Longpositionen und einmal mit Shortpositionen abgebildet. Falls möglich, setzen Teilnehmer zusätzlich möglichst große Hebelwirkungen ein. Kommt es dann tatsächlich zu Schwankungen, ist das eigene Teilnehmerdepot oft erstaunlich gut platziert.
Wer in einem Börsenspiel massive Verluste erleidet, ist dennoch nicht „Game Over“. Bei vielen Wettbewerbern lässt sich das Depot mit wenigen Klicks zurücksetzen. Dann ist ein Neustart möglich.
Die Anbieter von Musterdepots stellen diese nicht ganz ohne Hintergedanken zur Verfügung. Börsenzeitschriften möchten ihre Kunden und Besucher binden. Broker erhoffen sich von den Musterdepots Neukunden. Wer länger über ein Musterdepot gehandelt hat, so die Kalkulation, eröffnet irgendwann auch ein reguläres Wertpapierdepot.
Es spricht jedoch nichts dagegen, bei Broker A ein Musterdepot für Aktien kostenlos zu nutzen und anschließend das echte Depot bei Broker B zu eröffnen. Ein gutes Musterdepot allein macht noch keinen guten Broker. Vielmehr müssen Handelsangebot, Konditionen, Chartingsoftware etc. zu den eigenen Ansprüchen passen.